Da ich vor Beginn meiner Ausbildung bereits einige Zeit im Ausland verbracht habe, wollte ich mir auch diese Gelegenheit, ein Land in seinen vielen Facetten über einen längeren Zeitraum kennenlernen zu können, nicht nehmen lassen.
Tralee
Mit Abschluss und Abhandlung aller erforderlichen Formalien machte ich mich also Ende Juli 2018 auf den Weg nach Tralee. Das liegt in der Grafschaft Kerry im Südwesten Irlands und gilt zwar mit rund 23.700 Einwohnern noch als kleine Mittelstadt, stellt aber durch zahlreiche Einkaufs- und Shoppingmöglichkeiten sowie durch die alljährliche Festlichkeit „The Rose of Tralee“ (dieses Jahr zum 59. Mal abgehalten!!!) einen bedeutenden Tourismusmagneten in der Grafschaft dar.
Meine Zeit dort war in einen zweiwöchigen Sprachkurs in einer lokalen Sprachschule sowie ein daran anschließendes vierwöchiges Praktikum in einer nahegelegenen Anwaltskanzlei unterteilt.
Die Sprachschule
Die Mitarbeiter der Sprachschule waren meine direkten Ansprechpartner vor Ort in Bezug auf meine Gastfamilie und meinen Praktikumseinsatz sowie für die Planung wöchentlicher Ausflüge in die nähere aber auch weitere Umgebung Tralees. Zudem standen die Mitarbeiter der Schule in Kontakt zu dem Europabüro meiner Berufsschule in Deutschland. So hatte ich für alle Belange einen verlässlichen Anlaufpunkt.
In der Schule herrschte ein eher familiärer und lockerer Umgangston untereinander, sodass mir die Unterrichtsstunden viel Spaß gemacht haben. Um die Sprache zu vertiefen wurde natürlich auch über Grammatik gesprochen, aber auch Gesellschaftsspiele, kleine Wettbewerbe und Persönlichkeitsanalysen standen auf der Tagesordnung. In den Englischkursen waren Schüler aus verschiedenen Herkunftsländern bunt zusammengewürfelt, was ich persönlich besonders spannend fand. Ich habe dort Chinesen, Ungarn, Spanier und Südkoreaner und jeweils ein Stück ihrer Kultur kennenlernen dürfen.
Wenn genug Schüler mit von der Partie waren hat die Schule an den Wochenenden Ausflüge für uns organisiert. Das konnte eine Bustour um den Ring of Kerry sein, aber auch ein Surf-Crashkurs im – komplett unerwarteter Weise – sonnigen, warmen Irland!
Meine Unterkunft
Gelebt habe ich bei einer vierköpfigen Familie in Tralee – plus ihrer zwei Malteser, von denen einer noch ein Welpe war und den Alltag der Familie ziemlich aufgemischt hat. Von allen wurde ich freundlich empfangen und durfte am täglichen Familienleben teilnehmen, an den Footballspielen des Sohnes, den Besuchen bei den Großeltern, den Familienabenden. Die vier hatten immer gute Ausflugstipps für mich und konnten mich beim Planen meiner Ausflüge unterstützen.
Außerdem lebte während meiner sechs Wochen in der Familie eine französische Austauschschülerin bei uns – drei Muttersprachen also, weshalb die Verständigung teilweise via Hand und Fuß stattfand, aber trotzdem hervorragend funktionierte.
Das Praktikum
Da vor Ort keine Behörde gefunden werden konnte, in der ich mein Praktikum hätte machen können, habe ich mein Praktikum in einem Anwaltsbüro in Tralee absolviert. Dort nahm ich „klassische“ Bürotätigkeiten wie das Anpassen von Schreiben an Klienten, die Verwaltung von Akten, Kopier- und Scanaufgaben und die Vorbereitung und den Versand der täglich anfallenden Post wahr. Außerdem habe ich das Telefon beantwortet, was in einer fremden Sprache zuzüglich eines irischen Dialekts nicht immer einfach war. Innerhalb der vier Wochen hat sich zwar der Dialekt nicht in Luft aufgelöst, ich habe aber mehr Sicherheit darin bekommen, ihn zu verstehen, bzw. einfach zweimal mehr nachzufragen, wenn ich ihn nicht verstehen konnte. Verständnisprobleme gab es für mich auch in den Gerichtssitzungen, die ich besucht habe. Doch auch dort durfte ich die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Iren erneut kennenlernen, indem mich einer der anwesenden Journalisten an die Hand genommen hat, um mir alles zu erklären. Auch meine Kolleginnen aus dem Büro habe ich sehr ins Herz geschlossen und werde sie ganz bestimmt noch einmal besuchen!
Mein Schlusswort
Natürlich war nicht alles in Irland ein Spaziergang im Park! Es ist immer ein Stück weit herausfordernd, sich auf andere Menschen und deren Sitten einzulassen. Aber auch diese Erfahrungen prägen das positive Gesamtbild meiner Zeit in Irland. Ich habe neue Freunde getroffen, neue Orte gesehen, neue Aufgaben in Angriff genommen und bei all dem unglaublich viel für mich selbst mitgenommen!
Wer also die Chance bekommt, ein solches Praktikum zu absolvieren dem kann ich ohne mit der Wimper zu zucken empfehlen: Mach es!